Ihr erster Gedanke beim Wort «Glühwein» ist eine zuckersüße, klebrige Mischung, die nach billigem Fusel schmeckt? Das kann ich gut verstehen. Doch diese Denkweise kostet Sie jedes Jahr den besten Genuss. Es gibt nämlich eine Variante, die selbst Weinkenner wie mich, der rote Plörre normalerweise meidet, überzeugt hat.
Die gute Nachricht: Sie müssen den Chardonnay nicht bis zum Sommer im Keller verstecken. Die Profis in Österreich sind längst dazu übergegangen, hochwertigen Weißwein auch in der kalten Jahreszeit zu veredeln. Und es ist einfacher, als Sie denken.
Der Insider-Trick: Warum Weißwein die bessere Glühwein-Basis ist
Jeder kennt den traditionellen, schweren Rotwein-Glühwein. Aber er hat einen entscheidenden Nachteil: Er überdeckt oft feine Gewürznoten und lässt nur die extreme Süße durch. Der Schlüssel zu einem eleganten Wintergetränk liegt in der Säure und Leichtigkeit eines guten Weißweins.
1. Die Eleganz der Säure – Tschüss, Kopfweh-Süße!
Wenn Sie schon einmal nach einem Weihnachtsmarktbesuch mit Kopfschmerzen aufgewacht sind, lag das wahrscheinlich am überzuckerten Rotwein. Weißwein, insbesondere ein trockener Chardonnay, bringt eine natürliche Frische mit. Diese Säure balanciert die braunen Zuckernoten perfekt aus und sorgt dafür, dass das Getränk harmonisch und nicht pappig schmeckt.
- Die leichte Fruchtigkeit des Chardonnay (oder Grünen Veltliners, wenn Sie es noch lokaler mögen) ergänzt die Zitrusaromen ideal.
- Es entsteht ein weißer Glühwein, der leicht und spritzig wirkt, selbst wenn er warm ist.
2. Die Reinheit der Aromen – Man schmeckt jedes Gewürz

Beim roten Glühwein kämpfen die Gewürze gegen die Tannine des Weins an. Beim hellen Glühwein haben sie freie Bahn. Ich habe festgestellt, dass Vanille, Sternanis und Kardamom viel klarer hervortreten, wenn sie nicht von einem schweren Rotwein überlagert werden.
Es geht nicht darum, den Wein zu verstecken; es geht darum, seine winterliche Seite zu zeigen. Das Ergebnis fühlt sich mehr nach einem edlen Punsch an als nach einem billigen Heißgetränk.
3. Der visuelle Reiz – Das Auge trinkt mit
Seien wir ehrlich: Der Anblick eines sauberen, goldenen Glühweins, der mit Orange und Sternanis dekoriert ist, ist ein Genuss. Er sieht edel aus und unterscheidet sich wohltuend von der typischen braunschwarzen Masse an der Hütte.
Tipp: In Wien oder Salzburg sehe ich den weißen Glühwein immer öfter als „Chardonnay-Punsch“ auf den Karten. Das suggeriert automatisch höhere Qualität.

Ihr Winter-Upgrade: Das einfache Rezept für weißen Chardonnay-Glühwein
Dieses Rezept ist meine persönliche Basis. Das Geheimnis liegt darin, den Wein NIEMALS zum Kochen zu bringen, damit der Alkohol nicht verfliegt und die Aromen nicht verbrennen.
Zutaten, die Sie benötigen:
- 1 Liter trockener Weißwein (Chardonnay ist ideal, aber auch Veltliner geht)
- 4 Esslöffel brauner Zucker (alternativ Ahornsirup)
- 1 Vanilleschote
- 2 Zimtstangen
- 1 Teelöffel Gewürznelken
- 4–5 Sternanis
- ½ Teelöffel Kardamomsamen (ganze Samen sind besser)
- 1 Bio-Orange (in Scheiben)
- ½ Bio-Zitrone (in Scheiben)
- 1 Apfel (in Stücke geschnitten)
Schritt-für-Schritt-Anleitung (Der «Sanft-Erhitzen»-Trick):
Viele machen den Fehler, alle Zutaten auf einmal zu erhitzen. So geht es richtig:
- Geben Sie den Weißwein in einen großen Topf. Fügen Sie den braunen Zucker und das Mark der Vanilleschote hinzu.
- Schneiden Sie die Orange, Zitrone und den Apfel in grobe Stücke oder Scheiben und geben Sie sie zum Wein.
- Fügen Sie nun alle Gewürze hinzu: Zimtstangen, Nelken, Sternanis und Kardamomsamen.
- Wichtiger Schritt: Erhitzen Sie den Glühwein nun langsam auf niedriger Temperatur. Die Temperatur sollte die 80 °C Marke nicht überschreiten (es sollte Dampf aufsteigen, aber keine Bläschen bilden).
- Lassen Sie den Glühwein mindestens 30 bis 40 Minuten ziehen. Ich lasse ihn oft eine ganze Stunde, um die Aromen perfekt zu vereinen.
- Kurz vor dem Servieren können Sie die groben Früchte und Gewürze mit einem Schöpflöffel entfernen, oder Sie lassen sie dekorativ in den Tassen.
Ein kleiner Profi-Tipp für die Extra-Wärme
Wenn Sie das Gefühl haben, dass der Glühwein etwas mehr „Power“ braucht, fügen Sie nach dem Ziehen und vor dem Servieren einen kleinen Schuss Weinbrand oder hellen Rum hinzu (etwa 2 cl pro Liter). Das verstärkt die Würze und gibt dem winterlichen Getränk eine zusätzliche, leicht holzige Note. Aber ganz wichtig: Erst am Schluss, um den Geschmack nicht zu verfälschen.
Jetzt sind Sie dran: Haben Sie schon einmal weißen Glühwein probiert? Welche Gewürze dürfen für Sie im Winter auf keinen Fall fehlen? Teilen Sie Ihre Meinung in den Kommentaren!
