Deshalb steckt in fast jeder Kinderwurst zu viel Salz – und was das wirklich mit dem Geschmack Ihres Kindes macht

Deshalb steckt in fast jeder Kinderwurst zu viel Salz – und was das wirklich mit dem Geschmack Ihres Kindes macht

Kennen Sie diese bunten Verpackungen im Supermarkt? Bärchenwurst, Dino-Nuggets – sie versprechen Spaß und kindgerechte Mahlzeiten. Doch ich bin auf etwas gestoßen, das Sie sofort wissen müssen: Diese Produkte sind eine echte Salz-Falle. Die meisten Wurst- und Snackangebote für Kinder überschreiten die kritischen WHO-Grenzwerte massiv. Das Problem? Es geht nicht nur um Blutdruck. Es geht darum, wie wir den Geschmack unserer Kinder für immer „neu programmieren“. Lesen Sie jetzt, warum Sie diese Produkte ab sofort anders betrachten müssen.

Der Schock aus dem Kühlregal: Warum fast alles zu salzig ist

Die Realität, die aktuelle Studien ans Licht bringen, ist alarmierend. Das Max-Rubner-Institut hat kürzlich die Messwerte veröffentlicht, und das Ergebnis ist ernüchternd:

  • Rund 80 Prozent der speziell für Kinder vermarkteten Wurstwaren liegen über den empfohlenen WHO-Grenzwerten für Salz.
  • Selbst bei Fleischersatzprodukten für Kinder sah es kaum besser aus: 78 Prozent scheiterten am Salz-Test.
  • Bei manchen Produktgruppen, wie kalten Soßen, schaffte es überhaupt kein einziges Produkt, die Kriterien zu erfüllen.

Der Grenzwert der WHO für Kinder (im Alter von 2 bis 15 Jahren) liegt bei maximal zwei Gramm Salz pro Tag. Zum Vergleich: Schon eine kleine Scheibe Bärchenwurst kann 0,1 Gramm Salz enthalten. Werden ein paar Scheiben mit Brot gegessen, ist die Hälfte des Tageslimits schnell erreicht.

Die heimtückische Konditionierung: So wird Gemüse plötzlich „langweilig“

Viele Eltern denken, eine Scheibe Wurst sei ja schnell vergessen. Aber hier liegt der Kardinalfehler. Kinder richten sich nicht nach der Nährwerttabelle auf der Rückseite. Sie sehen die lustigen Figuren und die hellen Farben. Und sie gewöhnen sich an den Geschmack.

Experten warnen davor, dass wir unseren Kindern damit die langfristige Chance auf eine gesunde Ernährung verbauen. Warum? Weil Salz als Geschmacksverstärker wirkt. Wenn Ihr Kind schon im Kindergartenalter an stark gesalzene Wurstprodukte gewöhnt wird, passiert folgendes:

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  • Die Geschmacksknospen passen sich an das hohe Salzniveau an.
  • Unbehandelte, naturbelassene Lebensmittel (wie Gemüse oder simple Beilagen) schmecken im direkten Vergleich plötzlich fad und uninteressant.
  • Dadurch wird eine Präferenz für stark verarbeitete, salzige Produkte geschaffen, die lebenslang bestehen bleiben kann.

Das ist ein Teufelskreis, den die Lebensmittelindustrie leider nutzt, denn salzige Lebensmittel sorgen für einen höheren „Wohlgeschmack“ bei den Konsumenten.

Der Vorwand der Hersteller vs. die Wahrheit

Wenn man die Hersteller auf den hohen Salzgehalt anspricht, hört man oft dasselbe Argument: Salz diene nicht nur dem Geschmack, sondern auch der Lebensmittelsicherheit und der Konservierung von Wurst- und Fleischwaren.

Doch Kardiologen wie Prof. Dr. Heribert Schunkert halten dieses Argument für einen Vorwand. Die Hauptfunktion in vielen Kinderprodukten ist klar die Geschmacksverstärkung, um die Produkte für zarte Gaumen attraktiver zu machen.

Ihr SOS-Plan: So trainieren Sie die Gaumen Ihres Kindes neu

Das Gute: Geschmack ist trainierbar. Der Mensch ist anpassungsfähig. Wenn Sie den Salzkonsum bewusst reduzieren, können sich die Geschmacksknospen über Wochen und Monate wieder umstellen. Salzarme Kost wird dann wieder als normal und angenehm empfunden.

Mein wichtigster Rat als Experte ist aber: Lassen Sie es gar nicht erst so weit kommen.

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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, so früh wie möglich auf unverarbeitete Produkte zu setzen, die industriell nicht mit Salz, Zucker oder unnötigen Zusatzstoffen angereichert wurden. Hier sind drei sofort umsetzbare Tipps, um in Österreich den Salz-Fallen im Supermarkt auszuweichen:

  • Spezial-Regel im Billa und Spar: Ignorieren Sie die Produkte, die explizit mit Tier- oder Comicmotiven werben. Diese sind fast immer die Salz- und Zucker-Spitzenreiter, weil sie primär auf die Kinder abzielen, nicht auf die Aufklärung der Eltern.
  • Selbst gemachte Jause: Bereiten Sie Brotaufstriche oder Wurstbeläge, wo möglich, selbst zu. Wenn Sie Wurst kaufen, wählen Sie hochwertige, einfache Aufschnitte aus der Feinkosttheke und nicht die „Kinderwurst“ in der Plastikpackung.
  • Gewürz-Trick: Verwenden Sie beim Kochen Gewürze (Kräuter, Pfeffer, Paprika, Curry, etc.) anstatt Salz, um Speisen Geschmack zu verleihen. Die Abwesenheit von Salz fällt dann kaum auf.

Der Staat schaltet sich ein: Die Rolle von Schulen und Kitas

Die Verantwortung liegt nicht nur bei uns Eltern. Experten sind sich einig: Um eine Generation gesunder Esser zu erziehen, muss das Thema dorthin, wo Kinder den Großteil ihres Tages verbringen: in Schulen und Kindergärten.

Österreichische Politiker fordern (ähnlich wie in Deutschland diskutiert), dass Kita- und Schulküchen strengere Maßstäbe anlegen. Einige Bundesländer setzen bereits auf die Qualitätsstandards der DGE, die auch strikte Salzvorgaben umfassen. Das Ziel der Politik ist klar: Spätestens bis 2030 soll eine flächendeckend salzarme Ernährung in Bildungseinrichtungen zur Normalität werden. Denn nur so lässt sich die „Generationenverantwortung“ wahrnehmen und die zukünftigen Kosten für das Gesundheitssystem senken.

Es geht also um mehr als nur um Wurstsemmeln – es geht um Prävention und die Gesundheit unserer Kinder, die hier im eigenen Land anfangen muss.

Die Frage an Sie: Haben Sie selbst schon versucht, den Salzgehalt in Ihrer Familienküche zu senken? Und welche Produkte haben Sie seither komplett aus Ihrem Einkaufswagen verbannt?

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