Warum Fitnessangebote und Obstkörbe nicht angenommen werden und der Arbeitgeber trotzdem etwas für die Gesundheit seiner Mitarbeiter tun muss.
Warum Gesundheitsangebote am Arbeitsplatz oft scheitern
Die Herausforderungen eines modernen Arbeitsumfelds können sich negativ auf die Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken. Eine aktuelle Lifestyle-Studie zeigt, dass viele Angestellte unter Bewegungsmangel, Schlafstörungen und ungesunder Ernährung leiden. Diese Erkenntnisse werfen die Frage auf, warum Maßnahmen wie Fitnessangebote oder Obstkörbe am Arbeitsplatz häufig nicht die gewünschte Wirkung erzielen.
Die Rolle des Arbeitsplatzes für die Gesundheit
Die Studie, die über 2.000 Personen befragte, zeigt, dass nur ein Drittel der Teilnehmenden von sich behauptet, sich gesund zu fühlen. Besonders der Bewegungsapparat ist ein häufiges Krankheitsbild. Trotz dieser alarmierenden Zahlen bewegen sich viele Menschen weniger als fünf Stunden pro Woche, was auch kurze Spaziergänge und Erledigungen ohne Auto einschließt. Experten wie Charlotte Hager, eine der Studienautoren, sind sich einig, dass Unternehmen hier eine entscheidende Rolle spielen können. Sie betont, dass der Arbeitsplatz ein effektives Umfeld sein könnte, um das Thema Gesundheit aktiv anzugehen.
Jochen Werner, ein deutscher Mediziner und Bestsellerautor, sieht den Arbeitsplatz als einen wichtigen Faktor für einen gesünderen Lebensstil. Während einer Präsentation der Studie in Wien äußerte er jedoch Bedenken gegenüber dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM). Er beschreibt viele der aktuellen Angebote, wie etwa Fitnessstudio-Mitgliedschaften oder Obstkörbe, als wenig effektiv. Seiner Meinung nach sind solche Maßnahmen oft nicht ausreichend, um echte Verhaltensänderungen zu bewirken.
Die Komplexität des Gesundheitsthemas
Die Komplexität des Gesundheitsthemas erfordert laut Werner einen umfassenden Erklärungsbedarf. Es reicht nicht aus, nur Angebote zu schaffen; die Mitarbeitenden müssen den tatsächlichen Nutzen verstehen, den eine Veränderung ihres Lebensstils mit sich bringt. Führungskräfte spielen in diesem Prozess eine entscheidende Rolle. Werner hebt hervor, dass es wichtig ist, dass Führungskräfte selbst aktiv an Gesundheitsangeboten teilnehmen. Wenn Vorgesetzte regelmäßig das Fitnessangebot nutzen und ihre Mitarbeitenden motivieren, kann dies ein positives Beispiel setzen.
Herwig Kummer, Personalmanager eines großen Unternehmens, teilt diese Sichtweise. Er betont, dass ein gesundes Team nur dann entstehen kann, wenn alle gemeinsam daran arbeiten. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass die Umstellung von Wurstsemmeln auf Obst in Meetings nicht den gewünschten Effekt hatte. Erst als das Team begann, gemeinsam zu kochen und mehr Gemüse in die Ernährung zu integrieren, kam es zu einer positiven Veränderung. Kummer erklärt: „Durch die Gruppe ist da etwas passiert, was wir mit Einzelnen nie geschafft hätten.“
Die Bedeutung des sozialen Umfelds
Die Studie hebt hervor, dass das soziale Umfeld einen signifikanten Einfluss auf das Verhalten hat. Charlotte Hager sieht hier große Chancen für Unternehmen, die Gruppendynamik zu nutzen, um gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu fördern. Dennoch liegt die letztliche Verantwortung für einen gesünderen Lebensstil immer beim Einzelnen. Kummer fasst dies zusammen: „Man muss in die Eigenverantwortung kommen, und dafür können wir als Arbeitgeber werben. Nicht mehr, nicht weniger.“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unternehmen eine wichtige Rolle dabei spielen können, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Es erfordert jedoch ein Umdenken und ein aktives Engagement von allen Beteiligten, um effektive Veränderungen zu erzielen.
