Die Rivalität zwischen Peking und Washington hat Folgen für Europa: Mit der Lizenzvergabe für kritische Metalle, Seltene Erden und Zwischenprodukte kann China die europäische Produktion steuern. Der…
Österreichs Abhängigkeit von China: Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Rivalität zwischen China und den USA hat weitreichende Konsequenzen für Europa, insbesondere für Österreich. Die Kontrolle über kritische Rohstoffe, wie Seltene Erden und andere wichtige Materialien, ermöglicht es China, europäische Produktionsprozesse erheblich zu beeinflussen. Der Weg zur Reduzierung dieser Abhängigkeit ist zwar möglich, erfordert jedoch erhebliche Investitionen und strategische Überlegungen.
Europas Suche nach Alternativen
Angesichts der wachsenden Besorgnis über die Abhängigkeit von China sucht Europa nach neuen Lieferanten für kritische Metalle und Seltene Erden. Die Einigung zwischen den USA und China, die eine Verschärfung der chinesischen Exportkontrollen auf diese Rohstoffe abwenden konnte, hat die Situation für Europa nicht wesentlich verbessert. Die Unsicherheit bleibt, ob diese Einigung auch für die EU eine Entwarnung darstellt.
Die Nervosität in der österreichischen Industrie ist spürbar. Danai Budas von der Industriellenvereinigung berichtet, dass die Herausforderungen beim Zugang zu Seltenen Erden und Permanentmagneten aus China zugenommen haben. Bislang gab es keine Produktionsstopps, doch der Aufwand, diese Materialien zu beschaffen, ist erheblich gestiegen.
Lizenzvergabe und bürokratische Hürden
Seit April ist für den Import bestimmter Rohstoffe, die für die Produktion von Permanentmagneten benötigt werden, eine Lizenz erforderlich. China hat die Kontrolle über diese kritischen Rohstoffe zur Frage der nationalen Sicherheit erklärt und zielt insbesondere auf Dual-Use-Güter ab, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können. Dies hat zur Folge, dass europäische Industrien, die auf diese Materialien angewiesen sind, unter Druck geraten.
Die Antragstellung für die erforderlichen Lizenzen gestaltet sich oft als langwierig und kompliziert. Unternehmen berichten von langen Wartezeiten und der Notwendigkeit, zusätzliche Dokumente nachzureichen. Diese bürokratischen Hürden wirken sich besonders negativ auf die Automobil-Zulieferindustrie, den Maschinenbau und die Windkraftproduktion aus.
Abhängigkeiten in der Lieferkette
Die Daten des Supply Chain Intelligence Institute Austria zeigen, dass Europa in vielen kritischen Rohstoffen stark von China abhängig ist, darunter Seltene Erden, Gallium und Germanium. Diese Materialien sind für zahlreiche Technologien, von Leuchtdioden bis hin zu Halbleitern, unerlässlich. In Österreich ist die Abhängigkeit von Germanium besonders ausgeprägt, wobei viele Rohstoffe über den EU-Binnenmarkt, insbesondere aus den Niederlanden, bezogen werden.
Die Handelsabhängigkeiten verschieben sich zunehmend von Rohstoffen hin zu Zwischenprodukten, wie Permanentmagneten. Rund 98 Prozent aller EU-Importe entlang der Magnet-Wertschöpfungskette stammen aus China. Während die Importe von Photovoltaik-Zellen stark angestiegen sind, ist bei Seltenen Erden ein Rückgang zu verzeichnen.
Strategien zur Reduzierung der Abhängigkeit
Die österreichische Regierung verfolgt die Entwicklungen aufmerksam. Peter Vorhofer, nationaler Sicherheitsberater, betont, dass geopolitische Maßnahmen immer einen übergreifenden Einfluss haben. Österreich ist sich der Herausforderungen bewusst und arbeitet an Lösungen. Die EU hat angekündigt, an Strategien zur Reduzierung der Abhängigkeit zu arbeiten, wobei eine Diversifizierung der Lieferquellen im Vordergrund steht.
Experten weisen darauf hin, dass es notwendig ist, auch Recycling als Lösung in Betracht zu ziehen. Doch die Umsetzung wird Zeit in Anspruch nehmen, da viele Produkte, wie Generatoren oder Elektroautos, erst nach vielen Jahren recycelt werden können. Eine signifikante Rolle für die Kreislaufwirtschaft wird frühestens ab 2040 erwartet.
Die Abhängigkeit von China stellt eine komplexe Herausforderung dar, die nur durch koordinierte Maßnahmen innerhalb der EU und durch den Einsatz alternativer Rohstoffquellen angegangen werden kann. Die Resilienz der europäischen Industrie wird Investitionen erfordern, aber sie ist notwendig, um die Handlungsfreiheit zu erhöhen und die Abhängigkeit langfristig zu reduzieren.
