Es ist ein Schreckgespenst: Nie gearbeitet, keine Einzahlungen, keine Pension. Doch gerade für eine große Personengruppe gibt es eine wichtige Ausnahme. Viele Eltern in Österreich übersehen einen entscheidenden Punkt, der über eine sichere Altersvorsorge mitentscheidet.
Warum das für Dich gerade jetzt wichtig ist? Weil die Ansprüche nicht automatisch berechnet werden und Du wissen musst, welche Lücken Du schnellstmöglich füllen kannst. Die Basis dafür ist die Anrechnung von Kindererziehungszeiten.
Der Insider-Trick: Wie Kinderjahre zur „Arbeitszeit“ werden
Das österreichische Pensionssystem basiert, wie das deutsche, auf dem Prinzip der Einzahlung. Wer einzahlt, sammelt Pensionskontopunkte. Aber was passiert, wenn Du Dich ausschließlich um die Kindererziehung gekümmert hast und keinen Tag im Büro warst?
Hier greift die gesetzliche Regelung, die Kindererziehungszeiten (KEZ) als Beitragszeiten anerkennt. Die gute Nachricht: Du hast Anspruch auf diese Zeiten, auch wenn Du nie erwerbstätig warst. Sie werden Dir auf Deinem Pensionskonto gutgeschrieben.
Faktencheck: Wieviel ist ein Kind in Euro wert?
Die Anrechnung ist präzise festgelegt, und genau diese Spezifität sorgt für Überraschung bei vielen, die ich in meiner Praxis berate. Es geht um die ersten Jahre nach der Geburt:
- Drei Jahre pro Kind werden angerechnet. Egal, ob Du ein Jahr oder fünf Jahre daheim warst – die ersten 36 Monate zählen.
- Diese Zeit wird behandelt, als hättest Du ein Einkommen in Höhe der Geringfügigkeitsgrenze erzielt.
- Ein Jahr Kindererziehung bringt Dir einen gewissen Entgeltpunkt, der Deinen künftigen Pensionsanspruch erhöht.
Die Kehrseite: Verlasse Dich nicht nur auf diese Gutschrift. Ich habe oft gesehen, dass Menschen glauben, diese Jahre würden ein vollwertiges Arbeitsleben ersetzen. Das tun sie nicht.

Der harte Schnitt: Was ist die maximale „Kinder-Pension“?
Die ausschließlich durch Kindererziehung erworbene Pension bleibt auf einem niedrigen Niveau. Stell Dir vor, Du hast vier Kinder, und alle drei Jahre wurden angerechnet. Selbst dann ist der erreichbare Betrag kaum existenzsichernd.
Hochrechnungen zeigen, dass die Pension aus reinen Kindererziehungszeiten in Österreich oft nur knapp über 450 Euro pro Monat liegt, selbst bei mehreren Kindern. Dieser Betrag liegt deutlich unter der Mindestpension oder der österreichischen Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS).
Warum diese Erkenntnis so wichtig für junge Eltern ist:
Wenn Du in jungen Jahren nur von den Kindererziehungszeiten abhängig bist, läufst Du im Alter Gefahr, in die Altersarmut abzurutzen. Du musst aktiv werden.
Der praktische Lebens-Hack: So optimierst Du Deine Pensionslücke
Viele übersehen, dass die Anrechnung der KEZ nicht immer nahtlos funktioniert oder man nur einen geringen Basisanspruch erwirbt. Das ist der Moment, um eine aktive „Lückenbereinigung“ vorzunehmen.
Der wichtigste Schritt: Kauf Dir fehlende Monate ein!
Du kannst während der Kindererziehungszeiten eine Beitragsleistung zur Pensionsversicherung leisten. Das funktioniert über die sogenannte „freiwillige Weiterversicherung“ oder „Nachkauf von Versicherungszeiten“.

Hier die Schritte, die Du sofort angehen solltest:
- Kontaktiere die PVA (Pensionsversicherungsanstalt): Bitte um eine genaue Auskunft über Deine bisher angerechneten KEZ.
- Prüfe den „Nachkauf“: Für Zeiten der Kindererziehung, die über die drei Jahre hinausgehen, kannst Du oft Zeiten nachkaufen, um Deinen Basissatz zu erhöhen.
- Nutze die Geringfügigkeitsgrenze aus: Wenn Du neben der Kindererziehung eine geringfügige Beschäftigung aufnimmst, zahlst Du zwar keine Pflichtbeiträge, kannst Dich aber freiwillig versichern. Das füllt Dein Pensionskonto signifikant.
Das ist wie ein Puffer im Sparbuch: Es sieht vielleicht nicht nach viel aus, aber über 40 Jahre summiert sich jeder zusätzliche Euro zu einer soliden Basis.
Das europäische Paradoxon: Warum Österreich den Niederlanden zuschaut
Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass Länder wie die Niederlande einen einfacheren Weg gehen. Dort gibt es eine garantierte Grundrente, unabhängig von der Erwerbsbiografie. Man nennt dieses Konzept manchmal das „Cappuccino-Modell“ – ein fester Bodensatz, über den man dann individuell Sahne (eigene Beiträge) gibt.
In Österreich hingegen bleibt die Grundsicherung (Mindestsicherung) ein staatliches Auffangnetz für jene, deren Pension zu niedrig ist. Das bedeutet, Du musst ins Amt, Deine Finanzen offenlegen und wirst oft noch härter geprüft.
Die Erkenntnis, die Du mitnimmst: Vertraue nicht nur auf die gesetzliche Anrechnung der Kinderjahre, sondern nutze sie als Startpunkt, um Deine eigene Vorsorge aktiv zu gestalten. Denn am Ende des Tages bist Du selbst für Dein Alter verantwortlich.
Hast Du Deine Kindererziehungszeiten schon prüfen lassen? Welche Erfahrungen hast Du mit den Ämtern gemacht?
