Netz-Alarm in Niederösterreich

Stromnetz in Niederösterreich vor Herausforderungen durch Großprojekte

Das Stromnetz im Osten Österreichs steht vor erheblichen Herausforderungen, da die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit durch geplante Großprojekte drastisch steigen. Aktuell gibt es im Versorgungsgebiet von Netz Niederösterreich Anfragen für eine Gesamtleistung von etwa 7.500 Megawatt (MW). Dies entspricht fast dem Fünffachen der derzeitigen Spitzenlast von rund 1.600 MW, wie der Geschäftsführer von Netz NÖ, Werner Hengst, erläuterte.

Wachsende Nachfrage nach Energiespeichern und Rechenzentren

Hengst berichtete von einem Anstieg der Anfragen für Großbatteriespeicher und Rechenzentren, die derzeit in einem rasanten Tempo zunehmen. „Die Anfragen schießen wie die Schwammerl aus dem Boden“, sagte er während eines energiepolitischen Hintergrundgesprächs des Forums Versorgungssicherheit. Die Auswirkungen auf das Stromnetz und die Kosten hängen jedoch stark von der Organisation des Ausbaus ab.

Besonders wichtig sind die in den Projekten vorgesehenen Stromspeicher. „Es braucht unbedingt die richtigen Anreize und ein koordiniertes Vorgehen“, betonte auch Brigitte Ederer, die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit. Hengst äußerte Bedenken, ob alle beantragten Speicherprojekte tatsächlich notwendig sind. Laut aktuellen Studien liegt der österreichische Speicherbedarf bis 2030 bei 1.400 MW, während allein in Niederösterreich Anfragen für 5.750 MW vorliegen.

Überkapazitäten bei Rechenzentren

Bei den geplanten Rechenzentren gibt es ebenfalls Bedenken hinsichtlich der tatsächlichen Nachfrage. Hengst wies darauf hin, dass es Anzeichen dafür gibt, dass der Markt möglicherweise übermäßige Kapazitäten schafft, was zu höheren Kosten führen könnte. Während Schätzungen nur einen zusätzlichen Bedarf von 500 MW erwarten, liegen bei Netz NÖ derzeit Anfragen für rund 1.760 MW vor. Im Durchschnitt würde jede Anfrage etwa 200 MW zusätzliche Leistung erfordern, was das Drei- bis Vierfache der Leistung einer Stadt wie Krems (etwa 50 MW) ausmacht.

Ein entscheidender Punkt bleibt die Frage, woher die für diese Projekte notwendige Energie kommen soll. Diese Verantwortung liegt jedoch nicht beim Netzbetreiber, sondern ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.

Die Situation im Stromnetz von Niederösterreich verdeutlicht die Notwendigkeit eines strategischen und koordinierten Ansatzes, um die steigenden Anforderungen zu bewältigen und gleichzeitig die Kosten für die Verbraucher im Blick zu behalten.

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