Neue Langzeitdaten zeigen, dass der PSA-Test Leben retten kann – doch nicht jeder profitiert gleich. Experten fordern eine gezieltere Vorsorgestrategie, die Nutzen und Risiken besser ausbalanciert.
PSA-Test senkt Sterblichkeit bei Prostatakrebs: Neue Erkenntnisse
Eine aktuelle Langzeitstudie liefert überzeugende Beweise dafür, dass der PSA-Test (prostataspezifisches Antigen) einen signifikanten Einfluss auf die Sterblichkeit bei Prostatakrebs haben kann. Diese Erkenntnisse kommen gerade rechtzeitig zum Movember, dem Monat, der der Männergesundheit gewidmet ist, und fordern eine überlegte Herangehensweise an die Prostatakrebsvorsorge.
Langzeitstudie zeigt deutliche Vorteile
Die European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) hat über einen Zeitraum von 23 Jahren untersucht, wie sich regelmäßige PSA-Tests auf die Sterblichkeit durch Prostatakrebs auswirken. An dieser umfassenden Studie nahmen 162.236 Männer aus acht europäischen Ländern teil, die zum Zeitpunkt der Randomisierung zwischen 55 und 69 Jahre alt waren. Während die eine Gruppe regelmäßig zu PSA-Tests eingeladen wurde, diente die andere Gruppe als Kontrollgruppe ohne Screening.
In den meisten Studienzentren fand der PSA-Test alle vier Jahre statt. Ein PSA-Wert über 3,0 Nanogramm pro Milliliter wurde als auffällig eingestuft, was in der Regel eine Gewebeprobe (Biopsie) zur weiteren Untersuchung nach sich zog. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Sterberate aufgrund von Prostatakrebs in der Screeninggruppe um 13 Prozent niedriger war als in der Kontrollgruppe. Dies bedeutet, dass das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, durch das Screening um 0,22 Prozent gesenkt werden konnte. Konkret konnte von 456 Männern, die zum PSA-Screening eingeladen wurden, ein Todesfall durch Prostatakrebs verhindert werden.
„Die neuesten Daten belegen, dass das PSA-Screening 22 Todesfälle pro 10.000 untersuchten Männern verhindern konnte – im Vergleich zu 14 Todesfällen in einer vorherigen Analyse nach 16 Jahren“, erklärt ein führender Forschungsdirektor.
Notwendigkeit einer gezielten Screeningstrategie
Trotz der positiven Ergebnisse weist die Studie auch auf potenzielle Nachteile des Screenings hin. Überdiagnosen und Übertherapien sind weiterhin ein Thema der Diskussion. Viele der durch den Test festgestellten Auffälligkeiten führen nicht zu Prostatakrebs, was dazu führen kann, dass unnötige Untersuchungen und Behandlungen durchgeführt werden.
Ein zentrales Problem sind die Überdiagnosen, die oft bei Tumoren auftreten, die möglicherweise nie zu einer Erkrankung oder gar zum Tod geführt hätten. Die Studie zeigt zudem eine erhöhte Zahl entdeckter Niedrigrisiko-Tumoren, was die Dringlichkeit einer gezielten Screeningstrategie unterstreicht. Diese Strategie sollte darauf abzielen, Männer zu identifizieren, die am meisten von einer Früherkennung profitieren, während gleichzeitig unnötige Eingriffe bei Personen mit hohem Risiko einer Überdiagnose vermieden werden.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass die Diskussion über die Vor- und Nachteile des PSA-Tests weiterhin relevant ist. Experten fordern eine differenzierte Herangehensweise an die Prostatakrebsvorsorge, um den Nutzen und die Risiken besser auszubalancieren und die bestmögliche Versorgung für die Patienten zu gewährleisten.
Die Studie wurde in einer renommierten Fachzeitschrift veröffentlicht und trägt dazu bei, das Verständnis und die Strategien zur Prostatakrebsfrüherkennung weiter zu verbessern.
