Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird meist mit Kindern in Verbindung gebracht. Mit zunehmendem Alter verlagern sich die Symptome zu einer inneren Unruhe. Immer häufiger wird ADHS nun auch bei Erwachsenen diagnostiziert. Nicht zuletzt, weil auch die Sensibilität
ADHS bei Erwachsenen: Eine zunehmend anerkannte Diagnose
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird oft mit Kindern assoziiert. Doch immer häufiger wird diese Diagnose auch bei Erwachsenen gestellt. Dies ist nicht nur auf eine erhöhte Sensibilität für das Thema zurückzuführen, sondern auch auf das veränderte Verständnis der Symptome im Laufe des Lebens.
Verborgene Symptome bei Frauen
Eine Psychologin hat festgestellt, dass ADHS bei Mädchen häufig unerkannt bleibt, da sie dazu neigen, ihre Symptome zu überspielen. Diese Tendenz ist oft gesellschaftlich bedingt. Mädchen fallen im Schulsystem weniger auf, was dazu führt, dass ADHS nicht rechtzeitig diagnostiziert wird. Ein weiterer Aspekt, der diese Unsichtbarkeit begünstigt, ist der Intelligenzfaktor. Viele Betroffene sind in der Lage, ihre Schwächen durch ADHS im Alltag zu kompensieren und entwickeln Strategien, um ihre Schwierigkeiten zu verbergen.
Die Symptome von ADHS bei Erwachsenen unterscheiden sich erheblich von denen bei Kindern. Während die motorische Unruhe bei Kindern oft offensichtlich ist, verlagert sie sich bei Erwachsenen eher nach innen. Viele Erwachsene berichten von einem ständigen Gefühl, von einem inneren Motor angetrieben zu werden, was zu einer Vielzahl von Gedanken führt und sie dazu zwingt, ständig aktiv zu sein.
Die Herausforderungen der Diagnose
Die steigende Zahl an Diagnosen steht jedoch in einem Missverhältnis zu den verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten. Es fehlen oft geeignete Plätze für eine adäquate Therapie. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wird derzeit ein Kompetenzzentrum für Neurodiversität eingerichtet, das sich auf ADHS und Autismus konzentriert.
Carmen Petutschnig, die selbst von ADHS betroffen ist, hat ihre Erfahrungen in ein Projekt namens „Traum(a)hof Pferdeland“ eingebracht. Auf ihrem Pferdehof in Völkermarkt leitet sie eine Selbsthilfegruppe, die sich „ADHS Sisterhood“ nennt. Hier lernen Menschen mit ADHS oder Autismus, ihre Emotionen besser zu regulieren. Petutschnig berichtet, dass sie in ihrem Leben oft mit dem Vorurteil konfrontiert war, sie sei unaufmerksam oder unruhig, was ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigt hat. Durch die Arbeit mit Pferden hat sie jedoch mehr innere Ruhe gefunden.
Therapeutische Ansätze und Symptome
Reittherapeutin Verena Edler-Geißler bestätigt, dass viele Klienten mit ADHS Schwierigkeiten mit ihrem Selbstwertgefühl und innerer Unruhe haben. Durch die Therapie auf dem Pferdehof erleben sie Erfolgserlebnisse, die ihr Selbstvertrauen stärken und ihnen helfen, in sich selbst zu wachsen.
ADHS kann in verschiedenen Formen auftreten, einschließlich des hypoaktiven Typs, bei dem die Hyperaktivität nicht ausgeprägt ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören Konzentrationsschwächen, Gedächtnisprobleme, fein- und grobmotorische Störungen sowie Lese-Rechtschreibschwächen und Dyskalkulie. Betroffene zeigen oft eine erhöhte Impulsivität und eine Neigung zu Suchtverhalten. Diese Probleme werden häufig bereits beim Schuleintritt erkannt, wobei Jungen tendenziell häufiger diagnostiziert werden als Mädchen. In vielen Fällen wird ADHS auch in Verbindung mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) diagnostiziert.
ADHS und ASS gehören zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die durch Medikamente, Therapien und gezielte Übungen behandelt werden können. Eine frühzeitige Diagnose sowie geeignete Unterstützungsangebote sind entscheidend, um den betroffenen Personen zu helfen, ein erfülltes Leben zu führen.
